Bericht des Kommandanten
„Am Morgen des 1. Juni hätte wohl keiner gedacht, dass dieser Tag so enden würde. Doch wir wurden mit einem Schlag eines Besseren belehrt und es wird nie wieder so sein wie vorher. In der Zeit von 9 Uhr bis ca. 14 Uhr ging ein bis dahin nicht erlebter Wolkenbruch über dem südlichen Landkreis nieder. Der „Niederbayern-Tsunami“ veränderte an diesem Tag innerhalb von Minuten vieles…
Am Mittwoch um 11:15 Uhr wurde der erste Einsatz für die Feuerwehr Buch durch die Leitstelle Passau ausgelöst. Von diesem Augenblick an ging es Schlag auf Schlag. Noch gar nicht bewusst, wie sich die Lage entwickeln sollte, wurde versucht, das Schlimmste zu verhindern.
Doch nach und nach häuften sich die Meldungen und innerhalb kürzester Zeit galt es, mehrere Einsatz- stellen in den verschiedenen Ortsteilen gleichzeitig abzuarbeiten. Die Mitglieder der Feuerwehr Buch und auch die Anwohner unterstützten bei den Maßnahmen auch mit privaten Fahrzeugen und Geräten, da die vorgehaltenen Mittel nicht mehr ausreichten. Mit den Privatfahrzeugen waren insgesamt 7 Fahrzeuge der Feuerwehr Buch unterwegs, um den Betroffenen zu helfen. Am schlimmsten traf es die Ortsteile Untertürken und Bruckmühl, die quasi innerhalb von Minuten überflutet wurden, die Wassermassen Personen einschlossen und die Fluten alles mitrissen, was sich ihnen in den Weg stellten. Einige mussten sogar aus Lebensgefahr mittels Booten und per Hubschrauber gerettet werden, jedoch für eine Person in Untertürken kam jede Hilfe zu spät. Erst in den Abendstunden waren alle Ortsteile wieder einigermaßen trockenen Fußes erreichbar.
Der Sachschaden lässt sich immer noch schwer beziffern, da auch die Firmen Mayerhofer Bau, Weiss Holzwerk und Weiss Mühle schwer geschädigt wurden. Auch viele Privatleute standen vor den Trümmern ihrer Existenz. Die Auswirkungen werden noch über Jahre sichtbar sein.
Durch die Unterstützung der Nachbarfeuerwehren Kirchdorf, Seibersdorf, Taubenbach und aus Ober- bayern Stammham, Marktl und Perach konnten wir die Einsätze nach und nach abarbeiten und uns eine Übersicht der Lage schaffen.
Im Laufe des 1. Tages brach auch die Infrastruktur immer mehr zusammen. Die Verkehrsader B20 wurde durch die Unterspülung der Brücke im Bereich Untertürken unterbrochen, großräumige Verkehrsleitmaßnahmen wurden notwendig. Durch den Stromausfall in unserem Bereich wurden wir erneut gefordert, da kein Festnetztelefon mehr ging, auch der Mobilfunk teilweise ausfiel und ohne Strom auch keine privaten Pumpen funktionierten. Ein Volllaufen mehrerer Keller und ein Rückstau im Abwasserkanal waren die Folge. Aufgrund eines Rohrbruchs im Bereich Untertürken lief der Hochbehälter der Trinkwasserversorgung leer. Die Leckage wurde durch die Hilfe der Feuer- wehr Buch geortet und mit der Unterstützung des Bauhofs geschlossen. Erst dann konnte der Hoch- behälter mit Hilfe eines Notstromaggregats wieder aufgefüllt werden. Ein Ausfall der Trinkwasserversor- gung konnte somit verhindert werden.
Insgesamt wurde bei der Feuerwehr Buch in der Zeit vom 01. Juni bis 10. Juni über 50 Einsätze verzeichnet. Die ersten drei Tage waren unsere Aktiven im „Schichtbetrieb“ im Dauereinsatz. Wir unterstütz- ten in dieser Zeit auch die Feuerwehren Julbach und Simbach bei der Bewältigung der Einsätze. Dies war jedoch nur möglich, weil sich unsere Mannschaft immer wieder am Feuerwehrhaus einfand und zwischenzeitlich auch dafür sorgten, dass die Gerät- schaften und Fahrzeuge wieder einsatzklar gemacht wurden. Das Feuerwehrhaus wurde zu einer Koordi- nierungsstelle mit Notstromversorgung ausgebaut, um alle Belange zu erfassen und abzuarbeiten. Dafür auch einen großen Respekt und Dank an mei- ne Kameradinnen und Kameraden und auch deren Familien für diese Bereitschaft und Aufopferung für Andere. Die darauffolgenden Tage waren wir mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Denn auch unsere Ausrüstung wurde teilweise schwer in Mitleidenschaft gezogen. Als Kommandant möchte ich mich bei der Bevölke- rung bedanken für die teilweise sehr große Unterstützung in jeder Hinsicht. und zugleich möchte ich mich auch entschuldigen, dass wir nicht jedem sofort helfen und unterstützen konnten. Wir hätten gerne allen sofort geholfen, doch auch uns sind Grenzen gesetzt. Alle Feuerwehrkameraden haben in diesen Tagen teils Unmenschliches geleistet, um den Mitmenschen zu helfen.“